1945
Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg
Schon bevor nach den Reichstagswahlen vom 5. März 1933 die Hakenkreuzfahne auf dem Spremberger Turm wehte, war die NSDAP bei den Wahlen 1932 stärkste Partei in der Stadt geworden. Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 veranstalten Nationalsozialisten einen Fackelzug durch die Cottbuser Straßen. Nach dem bereits der Wahlkampf für die Reichtagswahlen von Gewalt und Verboten gegen politische Gegner der NSDAP geprägt war, kommt es nach den Kommunalwahlen am 12. März 1933 in Cottbus zu Verhaftungen von politischer Gegner aus den kommunistischen und sozialdemokratischen Parteien. Am 1. April 1933 beteiligt sich auch Cottbus am landesweiten Boykott jüdischer Geschäfte.
Auch in den folgenden Jahren ist das Leben in der Stadt vom Nationalsozialismus geprägt. 1936 wird das Gefängnis in der heutigen Bautzener Straße zum Konzentrationslager für Regimegegner umfunktioniert. In dem Gefängnis wurden hauptsächlich Frauen inhaftiert, die sich im widerstand gegen das faschistische Regime engagierten, unter ihen waren auch kommunistische Widerstandskämpferinnen wie Greta Kuckhoff von der Gruppe "Rote Kapelle" oder die Französin Giselle Guillemot. Auch die Domowina wurde 1937 verboten, nachdem sich die Führung geweigert hatte, sich in ihrem Statut als wendisch sprechende Deutsche zu bezeichnen. 1938 wurde bereits kurz vor den Novemberpogromen mit den ersten Deportationen von polnischen Juden nach Polen begonnen. Nach der sogenannten Reichskristallnacht am 9. November 1938 beginnen weitere Deportationen von Juden dieses Mal in Konzentrationslager. 1942 werden die letzten jüdischen Bürger aus Cottbus ins Konzentrationlager Theresienstadt gebracht.
1936 lebten in der Stadt 53.641 Menschen. Wirtschaftlich dominierte auch während des Nationalsozialismus weiterhin die Textilindustrie. Doch in Cottbus wurde seit 1938 auch für den Krieg produziert, die „Mechanischen Werke Cottbus“ wurden 1938 als Teilbetrieb der „Phänomen-Werke GmbH Zittau“ eingerichtet und produzierten das Kettenfahrzeug "ZKW" für die Wehrmacht. Bereits 1939 arbeiteten rund 1000 Beschäftigte in den Werken und stellten jährlich ungefähr 1800 Kettenfahrzeuge her. Im Laufe des Krieges wurden hier auch immer mehr Zwangsarbeiter eingesetzt. Im Jahr 1939 siedelten sich auch die Flugzeugwerke der „Focke-Wulff GmbH“ mit Teilen ihrer Produktion in Cottbus an. Sie montieren unter anderem am damaligen Flughafen bis 1945 Jagdflugzeuge vom Typ „Focke-Wulff 190“.
In den den letzten zwei Kriegsjahren erreichen Cottbus auch die ersten Flüchtlingstrecks aus dem Osten, aber auch aus den nahe gelegenen Großstädten, wegen der Bombenangriffe. Eine Zählung im Oktober 1944 ergibt, dass neben den Cottbuser Einwohnern 4.828 Flüchtlinge zumeist aus Berlin in der Stadt leben. Hinzu kommen etwa 4.000 ausländische Zwangsarbeiter, die in der Stadt leben.
Am 15. Februar 1945 erlebten die Cottbuser den schwersten Bombenangriff während der Kriegsjahre. Bereits vorher hatte es vereinzelte Angriffe auf die Stadt gegeben. Am 15. Februar werfen 459 amerikanische B 17-Bomber mit dem eigentlichen Ziel Schwarzheide/Ruhland ihre Bomben über Cottbus ab. Schwarzheide/Ruhland konnten die Bomber wegen schlechter Wetterbedingungen nicht anfliegen. Also wählten sie die Stadt Cottbus als Ausweichziel. Schwerpunkt der Angriffe war der Eisenbahnknotenpunkt mit den dazugehörigen Werkstätten. Die Bombardierung der Stadt forderte rund 1000 Menschenleben. Etwa 13.000 Cottbuser verloren ihr Heim.
Wenige Wochen später am 16. April 1945 wird Cottbus, wie die meisten Städte in Brandenburg, per Befehl zur Festung erklärt und soll laut Weisung bis zum Letzten verteidigt werden. Zu diesem Zeitpunkt sind schon tausende Menschen aus der Stadt geflüchtet. Am 19. April ist Cottbus schließlich von der roten Armee eingeschlossen. Heftiger Artilleriebeschuss und Bomben von Jagdflugzeugen bereiten den Sturm der Stadt vor, in der sich hauptsächlich noch Einheiten des sogenannten Volksstrums befinden.